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Untersuchungen legen nahe, dass es ein frühes Zeitfenster in der Entwicklung des Erdtrabanten gegeben haben könnte, in dem Leben möglich war
Unser Mond ist
heute leblos und unbewohnbar. Es gibt keine nennenswerte Atmosphäre,
kein flüssiges Wasser auf der Oberfläche, keine Magnetosphäre zum
Schutz vor Sonnenwinden und kosmischer Strahlung sowie große
Temperaturschwankungen. Diesen Mond mit Bewohnbarkeit in Zusammenhang
zu bringen, scheint gewagt und stellt bisherige Hypothesen auf den
Kopf. Prof. Dr. Dirk Schulze-Makuch, Astrobiologe an der TU Berlin,
und sein Kollege Ian A. Crawford von der Universität London haben
neueste Forschungen zur Untersuchung von Boden- und Gesteinsproben
zusammengetragen und verglichen. Sie kommen zu dem Schluss, dass es
vor mehr als drei Milliarden Jahren ein Zeitfenster gegeben haben
könnte, in dem Leben auf dem Erdtrabanten möglich war. Ihre
Ergebnisse und Schlussfolgerungen veröffentlichten sie soeben in der
renommierten Fachzeitschrift „Astrobiology“.
„Es
geht nicht darum, ‚grüne Männchen‘ zu finden. Bakterien und
Mikroben sind ebenfalls biologisches Leben und vor allem: diese
primitiven Lebensformen sind die Grundlage für die Entwicklung
höherer, intelligenter, auch techniknutzender Lebensformen“, sagt
Dirk Schulze-Makuch vom TU-Zentrum für Astronomie und Astrophysik,
der bereits seit mehreren Jahren an der TU Berlin zum Thema „Leben
auf extraterrestrischen Planeten“ forscht, unter anderem gefördert
durch einen ERC-Grant des Europäischen Forschungsrats
(https://www-astro.physik.tu-berlin.de/Atacama-project). Er kann
bereits auf verschiedene aufsehenerregende Ergebnisse verweisen,
insbesondere im Hinblick auf wahrscheinliches mikrobiologisches Leben
auf dem Mars.
„Wir gehen davon aus, dass der Mond
als Resultat einer gigantischen Kollision der Erde mit einem anderen
Himmelskörper vor 4,5 Milliarden Jahren entstand“, so
Schulze-Makuch. Flüchtige Stoffe und Flüssigkeiten könnten sich
aber in Teilen des frisch entstandenen Mondes erhalten haben oder
durch Meteoriteneinschläge – von deren Häufigkeit die
Mondoberfläche heute noch zeugt – eingetragen wurden. Andere
Wissenschaftler hatten ebenfalls bereits vermutet, dass in dieser
frühen Zeit auch Kratereruptionen und die Freisetzung von Lava sowie
dadurch große Mengen an Gasen, eine schützende Atmosphäre geformt
haben könnten, die etwa 70 Millionen Jahre Bestand gehabt haben
könnte. „Die Mondatmosphäre vor etwa 3,5 Milliarden Jahren war
wahrscheinlich dichter als die heutige Atmosphäre des Mars. Insgesamt
ergibt sich daraus ein beachtliches Zeitfenster, in dem nicht nur
flüssiges Wasser auf der Oberfläche des Mondes existiert haben
könnte, sondern auch Leben“, so Schulze-Makuch.
Vor
etwa vier Milliarden Jahren, als das erste Leben auf der Erde
entstand, kollidierten viele Asteroiden und Meteoriten mit der Erde.
Bakterien könnten von der Erde den Mond erreicht haben, den Impakt
und Flug überlebt haben, und zwar genau in dem Zeitfenster, als das
Leben auf dem Mond möglich war, als Wasser in einer frühen
Atmosphäre auf der Oberfläche vorhanden war, ebenso ein Magnetfeld.
In den Gesteinsproben von der Mondoberfläche jedenfalls, die während
der Mondmissionen gesammelt wurden, gibt es Hinweise auf
Oxidationsvorgänge und hydrothermale Prozesse.
Um diese
ersten Ergebnisse und die daraus resultierenden hochspekulativen
Hypothesen weiter zu erhärten, so die Wissenschaftler abschließend,
sei es notwendig, entsprechende Forschungsprogramme weltweit
voranzutreiben. Sie empfehlen, diese Untersuchungen in neuen (Mond-)
Simulationskammern durchzuführen, ebenso wie auf der internationalen
Raumstation ISS. Nur so könne man testen, ob es ein frühes
Zeitfenster für Leben auf dem Mond gegeben haben
könnte.
Der Artikel
von Dirk Schulze-Makuch und Ian A. Crawford „Was there an Early
Habitability Window for Earth’s Moon?“ ist Open Access im Mary Ann
Liebert-Verlag veröffentlicht:
https://www.liebertpub.com/doi/pdf/10.1089/ast.2018.1844 [1]
Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Prof. Dr. Dirk Schulze-MakuchTU Berlin
Fakultät II Mathematik und Naturwissenschaften
Zentrum für Astronomie und Astrophysik
Tel.: 030/314-23736
E-Mail-Anfrage [2]
www-astro.physik.tu-berlin.de/Atacama-project
.1844
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