Inhalt des Dokuments
Pflanzenfressende Säugetiere haben größere Bäuche
Freitag, 04. November 2016
Medieninformation Nr. 180/2016
Die Art der Ernährung spiegelt sich im Körperbau wider
- In der Studie wurden 3-D-Simulationen von 120 Tierskeletten von der Urzeit bis heute untersucht.
[1]
- © UZH
Pflanzenfressende Säugetiere haben größere
Bäuche als ihre meist schlanken, fleischfressenden Artgenossen. Dies
weist erstmals eine internationale Studie der Universität Zürich und
der TU Berlin anhand von 3D-Rekonstruktionen von Tierskeletten nach.
Bei den Dinosauriern lässt sich dagegen kein Unterschied zwischen
Fleisch- und Pflanzenfressern ausmachen.
Was haben riesige
Dinosaurier mit kleinen Spitzmäusen gemeinsam? Beides sind
vierbeinige Wirbeltiere, Tetrapoden genannt. Tetrapoden haben im Laufe
ihrer Entwicklung vielfältige Körpergrößen und Körperformen von
der Maus bis zum Saurier herausgebildet, um sich den unterschiedlichen
Umgebungen anzupassen. Ihre Ernährungsgewohnheiten reichen vom reinen
Pflanzenfresser bis zum aggressiven Fleischfresser und ihr Körperbau
spiegelt diese Nahrungsvielfalt wider. Da Pflanzen meist weniger gut
verdaulich sind als Fleisch, benötigen Pflanzenfresser größere
Därme und darum voluminösere Bäuche, vermutet man. Allerdings wurde
diese These bislang nie wissenschaftlich untersucht.
Kein Unterschied bei den Dinosaurieren
Ein
europäisches Forschungsteam unter der Leitung der Universität
Zürich und der TU Berlin hat nun die Form des Brustkorbes von über
120 Vierbeinern aus der Urzeit bis heute untersucht. Mithilfe von
Photogrammetrie und Computer-Bildgebungsverfahren erstellten die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine 3D-Datenbank für
Skelette von Dinosauriern, Reptilien, Vögeln, Säugetieren und
fossilen Synapsiden (säugetierähnliche Reptilien). Anhand der
computergestützten visuellen Auswertung dieser Daten rekonstruierten
sie das Volumen der Körperhöhle, die durch Wirbelsäule, Brustkorb
und Becken abgegrenzt ist.
Das Ergebnis: Bei den
Säugetieren haben Pflanzenfresser im Durchschnitt eine zweimal so
große Körperhöhle wie Fleischfresser ähnlicher Körpergröße.
„Dies ist ein deutlicher Hinweis dafür, dass pflanzenfressende
Säugetiere tatsächlich größere Därme haben“, erklärt Prof. Dr.
Marcus Clauss, Professor für Vergleichende Verdauungsphysiologie von
Wildtieren der Universität Zürich. Weitaus überraschender ist
jedoch, dass dieses Muster bei den restlichen Tetrapoden nicht
ersichtlich ist. „Wir waren verblüfft, dass sich bei den
Dinosauriern nicht der geringste Unterschied zwischen Fleisch- und
Pflanzenfressern feststellen lässt“, erklärt der Erstautor Marcus
Clauss. In der Studie wurden zahlreiche fossile Arten von den
frühesten Amphibien bis zu den größten pflanzenfressenden
Dinosauriern und Mammuts untersucht.
Computergestützte Visualisierung
„Dies war
eines der spannendsten Projekte unserer Computer-Vision-Gruppe“,
sagt Irina Nurutdinova von der TU Berlin, die die computer-basierte
Visualisierung geleitet hat. „Man ist heute 3D-Animationen von
Dinosauriern und anderen Tieren so gewohnt, dass viele Leute
überrascht sein würden, wie viel Expertise für solche
Rekonstruktionen immer noch notwendig ist. Während der Arbeiten waren
wir mit vielen interessanten Problemen konfrontiert, die das große
Potential von Computer-Vision-Forschung in diesem Gebiet zeigen. Die
größte Herausforderung war es, zwischen der Automatisierung von
Arbeitsschritten und Experten-basierter Handarbeit ein Gleichgewicht
zu finden“, erzählt Irina Nurutdinova. Und Prof. Dr. Olaf Hellwich
von der TU Berlin fügt hinzu: „Es ist faszinierend zu erleben, wie
man mit modernen Techniken neues Wissen über fossile Lebensformen
gewinnen kann.“
Grundlegender Unterschied in der
Morphologie
Die Resultate können nun einerseits darauf
hindeuten, dass es schwierig ist, Dinosaurierskelette zuverlässig zu
rekonstruieren. „Der Befund kann andererseits auch aufzeigen, dass
es einen grundlegenden Unterschied bei den morphologischen Prinzipien
zwischen den Säugetieren und anderen Tetrapoden gibt“, erklärt
Clauss. So könnte etwa ein unterschiedlicher Atmungsapparat für die
divergierende Auswirkung der Ernährung auf den Körperbau bei
Säugetieren und Dinosauriern verantwortlich sein, vermutet der
Wissenschaftler.
Weitere Informationen erteilen Ihnen gern:
Prof. Dr. Olaf Hellwich / Irina NurutdinovaTU Berlin
Fachgebiet Computer Vision & Remote Sensing
Tel.: 030/314-233 20
E-Mail-Anfrage [2]
Universität Zürich
Vetsuisse-Fakultät Zoo-, Heim- und Wildtiere
Tel: + 41 44 635 83 76
E-Mail-Anfrage [3]
00710/Medieninformationen/2016/pi180.jpg
nfrage/parameter/de/maxhilfe/id/179367/?no_cache=1&
ask_mail=YAwVBQAL9L8l4K5%2FW1xw45Dh1divvfaSQ9boBI7Nacva
bKn7DU7v7g%3D%3D&ask_name=OLAF%20HELLWICH
nfrage/parameter/de/maxhilfe/id/179367/?no_cache=1&
ask_mail=YAwVBQAMVYi6gAnp%2BwlRRyrhEi48dSrvwme3LcaQm7rp
mjxSBdvd1A%3D%3D&ask_name=MCLAUSS