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Ein innovativer Verbundbaustoff mit Carbon soll das Bauwesen revolutionieren
Beton ist das weltweit meistverwendete Material nach Wasser. Straßen, Brücken, Tunnel, Gebäude, Masten, Stützwände, Abwasseranlagen und vieles mehr werden aus stahlbewehrtem Beton – kurz Stahlbeton – gebaut. Doch es gibt einen gefährlichen Feind: Korrosion. Der eingebettete Spann- und Bewehrungsstahl kann rosten. Die Folge: gesperrte Brücken, geschlossene Schulen und einsturzgefährdete Dächer. Das größte Bauforschungsprojekt Deutschlands, „C³ – Carbon Concrete Composite“ (C-Cube), befasst sich daher mit der Erforschung und Etablierung eines neuen Baustoffes: Carbonbeton. Ein wichtiges Teilprojekt ist an der TU Berlin angesiedelt.
Carbon korrodiert nicht, erhöht damit die
Lebensdauer von Bauteilen und schont die Ressourcen. Das
„C-Cube“-Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung im Programm „Zwanzig20–Partnerschaft für Innovation“
gefördert. 130 interdisziplinäre Partner sind an dem von der TU
Dresden initiierten Konsortium beteiligt. Ein wichtiger Partner ist
die TU Berlin mit dem Teilprojekt „Vorgespannter Carbonbeton für
Straßenbrücken und Flächentragwerke“, das im Institut für
Bauingenieurwesen, Fachgebiet Entwerfen und Konstruieren –
Massivbau, bei Prof. Dr.-Ing. Mike Schlaich angesiedelt ist.
„Nichtrostende Materialien wie Carbon müssen nicht vor Korrosion
geschützt werden, so kann die für das jeweilige Bauteil notwendige
Betonmenge erheblich reduziert werden. Zum Beispiel sind
Bewehrungsstäbe aus Carbon bis zu fünfmal fester als Stahlstäbe und
wiegen nur 20 Prozent davon“, erklärt Dr. Arndt Goldack, der das
Projekt an der TU Berlin leitet. „Auch Stahlbetonbauteile, zum
Beispiel für Fassaden, sind üblicherweise rund acht Zentimeter dick.
Mit Carbon bewehrt können sie auf nur zwei Zentimeter reduziert
werden.“ So sorgt das Bauen mit Carbonbeton nicht nur für eine
längere Lebensdauer von Bauwerken, sondern auch für eine
filigranere, elegantere Architektur. Die TU-Wissenschaftler erproben
zusammen mit der Industrie bereits den Einbau von Carbonbewehrungen in
Schalungssysteme oder die Herstellung ganzer Brückenträger, Dach-,
Decken-, Wand- und Fassadenelemente. Insbesondere entwickeln sie
sogenannte Vorspanntechniken, mit denen die Carbonteile gespannt
werden sowie gebogene Carbonbewehrungen zum Beispiel für den
Brückenbau.
Jahrelange Erfahrung mit Zugelementen
aus Carbon
„Wir betreten alle mit diesem Projekt
komplettes Neuland“, sagt Goldack. „Daher ist die Prüfung des
Tragverhaltens solcher Bauteile besonders wichtig. Sie wird hier in
der Peter-Behrens-Halle durchgeführt. Das Fachgebiet verfügt über
jahrelange Erfahrung mit Carbon-Zugelementen, unter anderem mit
unserer 13 Meter langen Spannbandbrücke, an der auch ein System zur
aktiven Schwingungskontrolle realisiert wurde.“ Der besondere Clou
an dieser Brücke sind pneumatische „Muskeln“, die gezielt
angesteuert werden können, erstarken oder erschlaffen, um die
Schwingungsamplituden zu reduzieren und zu kontrollieren.
Das Projekt „C³ – Carbon Concrete Composite“ wurde bereits
mit großen Preisen geadelt: Im November 2015 erhielt es den Deutschen
Nachhaltigkeitspreis Forschung vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung, der das Projekt in eine Reihe mit solchen Preisträgern wie
Königin Silvia von Schweden, UN-Flüchtlingskommissar António
Guterres und dem ehemaligen Bundesaußenminister Hans Dietrich
Genscher stellt. Gleich darauf, im Dezember 2015, erhielt es den
Deutschen Rohstoff-Effizienzpreis vom Bundesministerium für
Wirtschaft und Energie als Beispiel für eine intelligente Verwendung
von Materialien. Und ganz neu: „C-Cube“ wurde zum
„Ausgezeichneten Ort im Land der Ideen“ 2016 gekürt.
www.ek-massivbau.tu-berlin.de [1]
www.bauen-neu-denken.de [2]
Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Dr. Arndt GoldackTU Berlin
Fachgebiet Entwerfen und Konstruieren – Massivbau
Institut für Bauingenieurwesen
Tel.: 030/314-72136
E-Mail-Anfrage [3]
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