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Vor 75 Jahren, am 25. Oktober 1936, starb Alois Riedler in Sömmering bei Wien
- Der geniale Ingenieur Alois Riedler fand seine letzte Ruhe in der Familiengruft Langer-Riedler auf dem Zentralfriedhof in Wien
[1]
- © Friedhofsverw. Wien; TUB/Universitätsarchiv
In
Berlin, seiner einstigen Wirkungsstätte, gab es wenige Nekrologe.
Vergessen war, dass der Geheime Regierungsrat Alois Riedler einst als
Patriarch des deutschen Maschinenbaus an der TH Berlin
wirkte.
Er hatte das Ingenieurstudium reformiert
und neue Akzente gesetzt. In Zukunft sollten allein berufspraktische
Fähigkeiten geschult und enge Bindungen zur Industrie angestrebt
werden. Die Mathematikausbildung sollte über das Maß einer
Hilfsdisziplin nicht hinausgehen. Riedler war wichtiger Vorkämpfer
für das Promotionsrecht an den technischen Hochschulen. Als Rektor
erlebte er 1899 dessen feierliche Verleihung durch Kaiser Wilhelm II.
In Berlin schätzte man den Österreicher als Kämpfernatur. Am 15.
Mai 1850 in Graz geboren, studierte Riedler dort Maschinenbau. Sein
Technikerleben führte ihn an die TH Brünn, später nach Wien, wo er
sich Ansehen als Maschinenkonstrukteur erwarb. 1880 ging er als
Extraordinarius für Maschinenlehre an die TH München und war
1884-1888 Professor an der TH Aachen. 1888 schließlich erfolgte die
Berufung an die TH Berlin, die ein Viertel aller deutschen Techniker
ausbildete. Das war ein Karrieresprung. Mit diesem Ruf waren
ministerielle Erwartungen an Riedler verbunden. Er sollte mit Vehemenz
die Maschinenbauausbildung "praxiswirksamer" gestalten und
von "theoretischem Ballast" befreien. Als "Relikt der
Vergangenheit" machte er seinen Kollegen Franz Reuleaux, aus den
Nestor der "Kinematik", einer Maschinenbautheorie, aus.
Riedler lehnte die Mathematisierung des Fachs als "akademische
Spielerei" ab. Die Studierenden sollten in
Maschinenbau-Laboratorien praktische Kompetenz einüben. Dabei berief
er sich auf die Ingenieurausbildung in den USA, die er aus eigener
Anschauung kannte. Deshalb eröffnete Riedler einen
"siebenjährigen Krieg" gegen Reuleaux, der mit dem Sieg des
Österreichers endete. Resigniert und verbittert verließ Reuleaux
1896 die TH. Neben Leistungen hatte Riedler allerdings auch
Fehlentwicklungen zu verantworten. Mit seiner Hilfe entwickelte sich
die TH zum "technischen Leibregiment der Hohenzollern". Der
Dienst des "Ingenieurs fürs Vaterland", für dessen
Wettbewerbsfähigkeit und Weltherrschaftsambitionen, erlaube sogar
eine Beschränkung der Lehrfreiheit, so Riedler. Zu seinen
Lieblingsprojekten gehörte der Bau des Maschinenbau-Laboratoriums.
Auf dem südlichen Campus wurde 1896 ein entsprechendes Gebäude
errichtet, das noch heute steht. Es ist ein karger, mäßig
ornamentierter Backsteinbau. Und das Wenige wurde erst nachträglich
angebracht, weil alle Mittel in den Kauf des Maschinenparks flossen.
Für Bauschmuck war kein Geld da. Trotzdem ist vis-à-vis eine aparte
Form von "Kunst am Bau" erhalten. Es ist ein - heute von
Vegetation verdecktes - Arkadenfragment, das von besonderem Wert ist.
Es stammt von der alten Borsig-Fabrik in der Chausseestraße. Als
diese abgerissen wurde, fand es eine neue Heimat in Charlottenburg. So
gesehen ist dieser "Stein des Anstoßes" die letzte
Erinnerung an einen Österreicher in Berlin.
Die
Serie "Orte der Erinnerung" im Internet:
www.tu-berlin.de/?id=1577 [2]
Lesen Sie auch den
Artikel "Streitbar, unternehmerisch, patent. Der Nachlass der
Ingenieurprofessoren Franz Reuleaux und Alois Riedler wird an der TU
Berlin erforscht" [3]
"TU intern" November 2011
- Online-Inhaltsverzeichnis [4]
- Hochschulzeitung "TU intern" - November 2011 [5]
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