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Johannes Keplers geniale Hypothese
Vor vierhundert Jahren, 1606, erschien die "Astronomia Nova", eines der bahnbrechendsten Bücher in der Geschichte der wissenschaftlichen Himmelsbeobachtung. In diesem Werk vollzog Johannes Kepler (1577 bis 1630) den Bruch mit der astronomischen Tradition, der genauso radikal war wie die heliozentrische Revolution des Kopernikus zum mittelalterlichen Weltbild. Kepler korrigierte das Prinzip der kreisförmigen Planetenbewegung, das selbst Galileo Galilei noch für unverzichtbar hielt, und berechnete und bewies empirisch die elliptische Umlaufform.
An der Wende zum 17. Jahrhundert war Prag eine Hochburg der Astronomie. Kaiser Rudolf II. benötigte für seine astrologische Leidenschaft die genauen "Planetenörter", das heißt die genaue Stellung der Himmelskörper zu einer bestimmten Zeit. Tycho Brahe, einer der berühmtesten Astronomen seinerzeit, sollte als Hofmathematicus für den Kaiser diese genaueren Planetentafeln schaffen. Doch Brahe starb 1601. Er hatte viel astronomisches Beobachtungsmaterial angehäuft, doch die Tafeln blieben unausgeführt. Nachfolger wurde Johannes Kepler. Die vom Kaiser gewünschten und später "Rudolphinische" genannten Tafeln vollendete Kepler erst 25 Jahre später. Aber eine genaue wissenschaftliche Analyse des Datenmaterials und dessen Vergleich mit der kopernikanischen Theorie ließen Kepler zu dem Schluss gelangen, dass die Planeten nicht eine ideale Kreisform, sondern eine Ellipse beschreiben. In seiner "Astronomia Nova" beschrieb Kepler diesen Erkenntnisprozess und seine wissenschaftliche Methode. Dort formulierte er zwei seiner drei Kepler’schen Gesetze. Das erste besagt, dass ein Brennpunkt der Ellipse im Raum mit der Sonne zusammenfällt, und das zweite formuliert, dass eine von der Sonne zu einem Planeten gezogene Strecke in gleichen Zeiträumen gleiche Flächen überstreicht, das heißt, je weiter ein Planet vom Zentrum entfernt ist, desto langsamer bewegt er sich.