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Das Einstein Center Digital Future wächst – zwei weitere Professoren haben ihre Arbeit aufgenommen
- Timm Teubner will erforschen, wie Informationsblasen entstehen. Er plant einen „Bubble-o-Mat“, bei dem Nutzer*innen online erkennen können, wie groß ihre eigene Blase ist
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- © TU Berlin/PR/Felix Noak
Das Einstein
Center Digital Future wächst und diversifiziert: Pünktlich zum
Beginn des Sommersemesters haben zwei neue Professoren ihre Berufung
an das ECDF angenommen. So besetzt Prof. Dr. Timm
Teubner das Fachgebiet Trust in Digital Services (Vertrauen
in digitale Dienste) an der Fakultät VII Wirtschaft und Management
der TU Berlin und dem ECDF. Der 33-jährige Juniorprofessor studierte
Wirtschaftsingenieurwesen in Karlsruhe, wo er auch promovierte.
Während seines Studiums verbrachte er ein Jahr an der University of
Massachusetts in den USA. Der Professor freut sich darauf, seine
Forschung an digitalen Plattformen in dem interdisziplinären Rahmen
des ECDF fortzusetzen.
„Einfach gesagt untersuchen wir, welche
Elemente oder Darstellungsformen einer Online-Plattform dafür sorgen,
dass sowohl Kunden wie Anbieter ihr vertrauen. Aber auch, wie sich zum
Beispiel ein Verkäufer oder der Anbieter einer Wohnung präsentieren
muss, damit er vom Kunden ausgewählt wird. Ein gutes Beispiel ist
„Airbnb“, eine Plattform zur Vermittlung von Ferienwohnungen,
deren gesamtes Design auf Erkenntnisse aus der Forschung über
Vertrauen in digitale Dienste ausgerichtet ist“, so Prof. Timm
Teubner.
Die Forschung ist realitätsnah: Die Wissenschaftler*innen laden Probanden ein, die auf einer fiktiven Plattform Transaktionen vornehmen. Dabei wird die Plattform so variiert, dass die Anbieter zum Beispiel verschiedene Profilbilder einstellen oder ein Bewertungssystem nutzen oder gerade nicht nutzen können. Das aus der Wissenschaft bekannte sogenannte „Vertrauensspiel“ (Trust Game), bei dem die Teilnehmer mit echtem Geld operieren, symbolisiert die kommerzielle Handlung. So kann unter realitätsnahen Bedingungen beobachtet werden, welche Faktoren Vertrauen aufbauen. „Im ECDF plane ich ein neues Projekt, bei dem es um Informationsblasen geht: Wir wollen untersuchen, wie Informationsblasen entstehen und ob es eine Möglichkeit für Nutzer und Nutzerinnen gibt, online zu erkennen, wie groß ihre eigene Blase ist. Wir denken dabei an so etwas wie einen Bubble-o-Mat – vergleichbar dem Wahl-o-Mat“, so Timm Teubner.
- Patientensicherheit ist das Thema von Felix Balzer. Er sucht nach aufschlussreichen Indikatoren in Routinedaten aus der Krankengeschichte
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- © TU Berlin/PR/Felix Noak
Die Verbesserung der Allokation medizinischer Ressourcen und Mitbestimmung durch den Patienten sind die beiden Schwerpunkte der zweiten Juniorprofessur mit dem offiziellen Titel „E-Health and Shared Decision Allocation“ am Einstein Center Digital Future und an der Charité – Universitätsmedizin. Besetzt wird der Lehrstuhl von Prof. Dr. Dr. Felix Balzer. Der in Hamburg geborene Balzer studierte in Rostock und Freiburg Medizin. „Da ich mich schon immer für Informatik interessiert habe, schrieb ich noch im Studium meine Doktorarbeit im Fachgebiet Medizinische Informatik. Parallel begann ich mein Studium der Informatik an der Fernuni in Hagen“, so der Mediziner, der sich mit seiner Habilitation und der Facharztausbildung an der Charité der Anästhesiologie zuwandte. „Um mich auch in der Informatik wissenschaftlich zu betätigen, habe ich neben der Weiterbildung zum Facharzt noch eine Promotion in der Informatik angeschlossen. Jetzt freue ich mich auf die neue Herausforderung als Juniorprofessor am ECDF“, so der 37-Jährige.
In der Wissenschaft beschäftigt sich Felix Balzer
schwerpunktmäßig mit dem großen Thema Patientensicherheit an der
Schnittstelle zwischen Intensivstation und perioperativer
Versorgung.
Einerseits geht es darum, in Routinedaten neue
Indikatoren zu finden, die die weitere Behandlung und die Genesung der
Patienten beeinflussen könnten. „In Zukunft werden dem Patienten
über intelligente Apps immer mehr Daten über seinen eigenen
Gesundheitsstatus zur Verfügung stehen, zum Beispiel Blutdruckwerte.
Wichtig für die Mediziner ist es, diese kontinuierlichen Daten vor
und nach einem Eingriff zur Verfügung zu haben und kombiniert mit den
Routinedaten in die Behandlung miteinzubeziehen. Dabei entstehen neben
technischen Problemen auch wichtige Fragen im Bereich Datenschutz und
Selbstbestimmungsrecht des Patienten“, erläutert Felix Balzer.
Ein weiteres Forschungsziel lässt sich unter dem Begriff
„Interoperabilität“ zusammenfassen. Es beschreibt den Ansatz,
alle Daten, die zurzeit parallel oder unabhängig voneinander erfasst
werden, in einem gemeinsamen System zusammenzuführen, und das
möglichst ohne zeitliche Verzögerung.
Der dritte Schwerpunkt
thematisiert Qualitätsindikatoren. „Diese sollten künftig die
gesamte Behandlung steuern und leiten, und nicht erst im Nachhinein
betrachtet werden.“
Auf zwei Sonderseiten berichtete
„TU intern“ im April über die ersten Neuberufenen am ECDF:
archiv.pressestelle.tu-berlin.de/tui/18april/
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