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Uwe Nestmann war bei der 1. Berliner Professorennacht an den Reglern und zeigte sich den Studierenden einmal anders
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- © TU Berlin/Pressestelle/Dahl
Die
Sportstudierenden der HU Berlin bringen sich in Stimmung.
"Heinicke, Heinicke", skandieren sie den Namen ihres
Hochschullehrers im Fritzclub am Ostbahnhof. Doch jetzt, eine Stunde
nach Mitternacht, gehört die Bühne erst einmal Uwe Nestmann. Der
Professor lehrt an der TU Berlin Theoretische Informatik, ein Fach,
das für manchen Studienanfänger im ersten Anlauf Schweiß und
Tränen bedeutet. In dieser Novembernacht aber geht es nur um Schweiß
und laute Kehlen. Uwe Nestmann ist einer von acht Hochschullehrenden,
die an der 1. Professorennacht in Berlin teilnehmen, vom Hörsaal an
die Turntables in den Clubs wechseln, ihre Musik auflegen - unter
Anleitung eines Profi-DJs - und zeigen: Wir können auch anders.
Die 1. Professorennacht fand 2007 in Tübingen statt; seither auch
in Halle, Hamburg, Jena. Jeweils zwei Professoren treten gegeneinander
an. Die Lautstärke des Applauses entscheidet über den Sieg. Neben
Uwe Nestmann sind zwei Hochschullehrer der HTW Berlin, der HU Berlin,
der FU Berlin und einer von der Charité dabei. Nestmanns
Herausforderin ist Prof. Dr. Debora Weber-Wulff von der HTW Berlin,
bekannt als die "Plagiatsjägerin".
Nestmann
strahlt, als er ins Scheinwerferlicht tritt. Er trägt ein weißes
T-Shirt mit der Aufschrift "define & conquer" -
"definiere & herrsche". Nestmann hebt beide Arme in die
Höhe und animiert das Publikum zum Mitklatschen. Er wirkt ziemlich
cool, unangestrengt, und dafür, dass er noch nie in einem Club
aufgelegt hat und nur in wenigen Minuten ein paar Basics an den
Reglern von DJ Caniggia aus Miami vermittelt bekommen hat, ist er gar
nicht schlecht am Plattenteller. Keiner der acht bekommt die
Übergänge zwischen den Titeln so fließend hin. Auf seiner Playlist
stehen "I love Rock' n' Roll" von Joan Jett & The
Blackhearts, "What else is there? (Trentemøller Remix)" von
Røyksopp, "Fight for your right" von den Beastie Boys und
"99 Luftballons". Da legt er das unvermeidliche
Nena-Stirnband an und lässt drei Luftballons in den Saal fliegen. Der
Dancefloor kreischt, der 44-Jährige hat seinen Spaß und die Studis
auch. Sie tanzen, schwenken die Arme und singen mit. 110 Dezibel ist
"sein" Beifall laut. Damit gewinnt er gegen Weber-Wulff und
liegt am Ende im Mittelfeld. Seine Playlist aber, befindet DJ
Caniggia, ist die "mit Abstand beste" an diesem Abend.
HU-Professor Reinhard Singer bekommt mit 118 Dezibel schließlich den
stärksten Applaus.
Uwe Nestmann liebt fast jede Art von
Musik - zuweilen beginnt oder endet auch seine Vorlesung mit Musik.
Warum er mitmacht? - "Einfach aus Spaß", sagt er, aber ein
bisschen Imagepflege für den Professor im Allgemeinen und den
Informatiker im Besonderen sei es auch. Der eine gelte als alt und
ehrwürdig, der andere als "Nerd", als Langweiler, der nicht
über seinen fachlichen Horizont hinausblickt. In Wirklichkeit sei es
in der Regel nicht ganz so schlimm, lacht Nestmann.
Die
Stimmung wird halbstündlich besser. Zum großen Erstaunen gehen die
Studierenden beim "Holzmichl" und bei "Alt wie ein
Baum" so richtig aus sich heraus. Die ersten entern die Bühne,
Jacken werden geschwenkt.
Gegen vier Uhr morgens sinkt in der Garderobe ein Jurastudent in die Sessel. Er ist völlig hinüber. War es so anstrengend? "Ja", sagt er. "Ich habe mir die Seele aus dem Leib geschrien für meinen Prof, aber er hat es verdient, der ist echt klasse", krächzt er noch. Dann sackt sein Kopf auf die Schulter. Das Urteil gilt für alle acht Professoren.
"TU intern" November 2011
- Online-Inhaltsverzeichnis [2]
- Hochschulzeitung "TU intern" - November 2011 [3]
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