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Schon das Osmanische Reich und das Deutsche Kaiserreich unterhielten gute Beziehungen – Vortrag auf Türkisch
- Die ?ehitlik-Moschee steht auf dem ältesten islamischen Friedhof Deutschlands am Columbiadamm in Berlin. Wilhelm I. schenkte der türkischen Gemeinde in Berlin das Gelände 1866. Fertiggestellt wurde die Moschee allerdings erst 2005.
[1]
- © Wikipedia/Avda
Türkisches Leben in Berlin scheint erst
mit der Arbeitsmigration Anfang der 60er-Jahre begonnen zu haben. Aber
das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Die Einflüsse
osmanisch-türkischer Kultur auf die Stadt haben eine
jahrhundertelange Geschichte, über die man leider nur wenig weiß.
Dr. Ufuk Yaltirakli stellt in einer Veranstaltungsreihe des
Alumni-Programms der TU Berlin den Einfluss berühmter Türken auf das
kulturelle Leben in Berlin vor. In seinem Vortrag am 20. November 2012
erzählt er Geschichten aus der Zeit vom Berliner Kongress 1878 bis
zur Gründung der türkischen Republik 1923.
Ein
aufmerksamer Beobachter kann osmanisch-türkische Spuren überall im
alltäglichen Leben entdecken. Türkenstraßen, Moscheenwege oder der
türkische Kaffee als Vorläufer des Espresso sind nur eine Auswahl.
Kaum bekannt ist aber, dass die Marschmusik ursprünglich von den
Janitscharen-Musikkapellen stammt, die zuletzt im 17. Jahrhundert mit
den Eroberungsfeldzügen der Osmanen westwärts vorrückten. Nach der
Niederlage der Türken vor Wien hatte sich ein Strom von
Kriegsgefangenen Richtung Mitteleuropa in Gang gesetzt. Auch Musiker
waren darunter, die von Markgrafen und Fürsten gern an ihre Höfe
genommen wurden. So entstanden in vielen deutschen Fürstenhäusern
von der Janitscharenmusik beeinflusste Musikkapellen.
Die
guten Beziehungen zwischen dem Osmanischen Reich und dem Deutschen
Kaiserreich basierten auf einer soliden Grundlage. Die Osmanen
brauchten einen verlässlichen Verbündeten in Europa und die
Deutschen einen strategischen Zugang zu den Ressourcen im Nahen Osten.
Beide Staaten hatten außerdem dieselben europäischen Großmächte
als Kontrahenten, was sie militärisch zu verlässlichen
Bündnispartnern machte. Deutlich wurden die diversen Interessenlagen
der europäischen Großmächte auf dem Berliner Kongress 1878, zu dem
Reichskanzler Bismarck nach der Balkankrise zu Friedensverhandlungen
einlud. Dem Verhandlungsgeschick des Reichskanzlers war es zu
verdanken, dass das Osmanische Reich seine europäischen Besitzungen
auf Kosten der nationalen Bestrebungen der kleineren Balkanländer
größtenteils behielt und der russische Einfluss auf dem Balkan
zurückgedrängt werden konnte.
Das Osmanische Reich
versuchte, die versäumte Industrialisierung nachzuholen, und fand im
Kaiserreich den geeigneten Partner mit dem erforderlichen Fachwissen.
Im Zuge sich verstärkender wirtschaftlicher Beziehungen wurden gegen
Ende des 19. Jahrhunderts türkische Auszubildende nach Deutschland
geschickt, um sie im Ingenieurwesen, im Straßen- und Maschinenbau und
in der Elektrotechnik unterweisen zu lassen. 1907 zählte man bereits
über 12 000 Türken, die sich zu Ausbildungszwecken in Deutschland
aufhielten. Zu den ersten Unternehmen, die türkische Lehrlinge
aufnahmen, gehörte der Elektrokonzern AEG im Wedding, dessen Gebäude
heute auch von Instituten der TU Berlin genutzt werden.
- Das osmanische Staatswappen, gültig bis zur Gründung der türkischen Republik 1923. Grün steht für die Religion, Rot für das Sultanat
[2]
- © Juris Tiltins
Ein Teil der damaligen
Ankömmlinge war universitär ausgebildet und setzte das Studium an
der Vorgängerinstitution der TU Berlin, der Technischen Hochschule
Berlin, fort. Sie brachten eine Zeitschrift unter dem Namen
„Yildiz“ heraus und gründeten sogar einen „Türkischen Club“,
der am Kurfürstendamm tagte.
Zu Beginn des Ersten
Weltkrieges wurde in Berlin eine umfassende Offensive gestartet, um
die Interessen des Kaiserreiches im Orient auf kultureller und
akademischer Ebene zu sichern. Unter Mitwirkung von Orientalisten wie
Hugo Grothe und Ernst Jaeckh wurde die „Deutsch-Türkische
Gesellschaft“ (DTV) gegründet, die die bekanntesten
Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft beider Länder
vereinigte. Die Gesellschaft plante neben groß angelegten
Schulprojekten und einer Zusammenarbeit im Sanitäts- und
Lazarettwesen auch eine enge Kooperation zwischen türkischen und
deutschen Wissenschaftlern, Akademikern und Fachleuten.
Als
der Krieg begann, kam es zu einem regelrechten Wettlauf um eine
Mitgliedschaft in der Gesellschaft. Aber nicht nur in Berlin, im
ganzen Land zählten deutsch-türkische Vereinigungen zu den
Organisationen mit den am rasantesten steigenden Mitgliederzahlen. Sie
hatten großen Einfluss in allen Bereichen des kulturellen,
wirtschaftlichen und politischen Lebens.
Mit dem Untergang
der beiden Reiche schwand zunächst auch die hohe Präsenz türkischer
Kultur in Berlin. Festzustellen ist jedoch, dass seit dieser Zeit der
engen Zusammenarbeit zwischen beiden Völkern die deutschen, besonders
die Berliner Universitäten bei türkischen Studienanfängern ein
hohes Ansehen genießen. An der TU Berlin sind die Türkinnen und
Türken die zweitstärkste Studierendengruppe mit derzeit 517
Studierenden.
20. November 2012, 18–20 Uhr,
TU-Hauptgebäude, Horst-Wagon-Saal, H 1012. Der Vortrag ist auf
Türkisch.
www.alumni.tu-berlin.de/international/seminare-fuer-studierende
[3]
"TU intern" November 2012
- Online-Inhaltsverzeichnis [4]
- Hochschulzeitung "TU intern" - November 2012 [5]
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