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Mit einer neuen Methode könnte der Campus von TU Berlin und UdK Berlin das Wärmewendeziel erreichen
- Das Eugene-Paul-Wigner-Gebäude der TU Berlin verbraucht am meisten Strom und Wärme von allen 49 TU-Gebäuden. Hier wird eine Wärmerückgewinnungsanlage empfohlen statt neuer Fenster
[1]
- © TU Berlin/PR/Oana Popa-Costea
Das Rechenzentrum der TU
Berlin strotzt vor Energie. Jährlich produzieren die Server 4,7
Gigawattstunden Abwärme. Beim TU-Hauptgebäude entstehen durch
Kälteanlagen pro Jahr sogar 5,8 Gigawattstunden Abwärme. „Mit
diesen 11,5 Gigawattstunden könnte man etwa 20 Prozent des
jährlichen Wärmebedarfs der TU Berlin und der Universität der
Künste decken“, sagt Prof. Dr.-Ing. Martin Kriegel vom Fachgebiet
Gebäude-Energie-Systeme. Dies ergab eine Analyse im Rahmen des
Forschungsprojektes „Energieeffizienter Hochschulcampus
Berlin-Charlottenburg“, das er leitet. Doch bislang verpufft diese
Energie.
Das soll sich ändern. Der Strom, den die TU Berlin
verbraucht, speist sich bereits zu 100 Prozent aus erneuerbaren
Energien. Anders sieht es jedoch bei der Energie für die
Wärmeversorgung aus, also für das Heizen und Kühlen von Räumen und
Laboren. „Die Stromwende haben wir an der TU Berlin vollzogen, nun
brauchen wir eine Wärmewende“, so Kriegel. Um das zu
bewerkstelligen, sollen unter anderem Abwärme und erneuerbare Wärme
auf dem Campus genutzt, verteilt und zwischengespeichert werden. Da
Berlin bekanntlich arm ist und die Hochschulen das Geld für
Baumaßnahmen aus dem Landeshaushalt erhalten, wollen die
Wissenschaftler*innen die Wärmewende so kostengünstig wie möglich.
Dieser Nutzen-Kosten-Ansatz führte sie zu einer neuen Methode: „Wir
verabschieden uns davon, jedes einzelne Gebäude energetisch komplett
sanieren zu wollen – ohnehin finanzieller Irrsinn –, stattdessen
betrachten wir TU Berlin und UdK als ganzheitlichen ‚Organismus‘
und stimmen die energetischen Maßnahmen so aufeinander ab, dass das
Wärmewendeziel trotzdem erreicht wird. Wir verschieben also die
Energiebilanz vom einzelnen Gebäude auf das Areal“, erklärt
Kriegel. Diese Methode soll bei der
Hochschul-Standort-Entwicklungsplanung eingesetzt werden, mit der der
Sanierungsstau an den TU- und UdK-Gebäuden in den nächsten Jahren
aufgehoben wird. Die Forschenden wollen bei Entscheidungen beratend
zur Seite stehen, was im Zuge einer Sanierung energetisch sinnvoll
ist. „Das Eugene-Paul-Wigner-Gebäude der TU Berlin hat einen extrem
hohen Strom- und Wärmeverbrauch. Nach unserer Analyse spart eine
Fenstersanierung kaum Energie, verursacht aber hohe Kosten. Mit dem
Einbau einer Wärmerückgewinnungsanlage ließe sich der jährliche
Energieverbrauch halbieren. Das Geld dafür hätte sich nach einem
Jahr rentiert“, so Martin Kriegel.
Anstrengungen zur Energiewende angemahnt
Trotz der Emissionsrückgänge
der letzten beiden Jahre befindet sich die Entwicklung der
Treibhausgasemissionen in Deutschland nach wie vor nicht auf Kurs. Die
vier Mitglieder der von der Bundesregierung 2011 eingesetzten
Expertenkommission „Energie der Zukunft“ sehen daher erheblichen
Handlungsbedarf bei der Energiewende. Am 6. Juni 2019 veröffentlichte
die Bundesregierung deren zweiten Fortschrittsbericht. Er gibt einen
Überblick über den Stand der Umsetzung bei der Energiewende und
beschreibt die Entwicklungen der kommenden Jahre. Zu den vier
unabhängigen Experten gehört Prof. Dr. Georg Erdmann, der bis Ende
2018 das TU-Fachgebiet Energiesysteme leitete. Insbesondere wurden
erhebliche Defizite beim Klimaschutz, bei Energieeffizienz und bei
Erneuerbaren Energien im Verkehrs- und Wärmesektor identifiziert.
Vorgeschlagen wird im Bericht daher ein Umbau im Anreizsystem. Zeitnah
eingeführt werden soll, so die Experten, unter anderem ein
CO2-bezogener Zuschlag auf fossile Energieträger, der einen
stärkeren Anreiz für klimafreundliche Innovationen schaffe. Derzeit
gehen die Treibhausgasemissionen durchschnittlich um etwa 1,2 Prozent
jährlich zurück. Notwendig, um das Klimaziel bis 2030 zu erreichen,
sei aber Verdreifachung der Schrittgeschwindigkeit. Die Verstromung
von Kohle müsse dafür um mindestens 60 Prozent reduziert werden.
Beim Verbrauch der Endenergie sei nur bei den privaten Haushalten ein
leichter Rückgang zu registrieren. In der Industrie stagniert er,
Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und vor allem der Verkehr weisen
steigende Tendenzen auf. Für die Aufrechterhaltung der
Versorgungssicherheit seien zwar verstärkt Investitionen in die
Übertragungsnetzinfrastruktur notwendig, da der Ausbau hinter den
Planungen hinterherhinkt. Der deutsche Kohleausstieg habe aber vor
allem Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit in den
Nachbarländern.
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