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TU-Bildungsmanagerin entwickelt zusammen mit dem VDI einen Modulkatalog für den technischen Schulunterricht
- Schüler beim naturwissenschaftlich-technischen Unterricht in der Lise-Meitner-Oberschule
[1]
- © Lise-Meitner-Schule
Unsere Zivilisation ist eine technische
geworden. Die Technik durchdringt fast alle Lebensbereiche: Medizin,
Energie, Umwelt, aber auch Kunst und Kultur. Die jungen Menschen
müssen heute nicht nur damit umgehen können, sie sind es auch, die
schon jetzt und in Zukunft politisch darüber abstimmen, welchen Weg
die Gesellschaft weiter geht. „Dazu ist Sachkenntnis
erforderlich“, sagt Dipl.-Ing. Siegfried Brandt, Vorstandsmitglied
und ehemaliger Vorsitzender des Landesverbandes Berlin-Brandenburg des
Vereins Deutscher Ingenieure e.V. (VDI), „wir brauchen also dringend
technische Bildung schon in der Schule!“ Doch der schulische
Technikunterricht führt bundesweit ein Schattendasein, es fehlen
ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer sowie Rahmenpläne, die Licht ins
Dunkel bringen.
Abhilfe verspricht ein
Modulkatalog für den technischen Schulunterricht, den die ehemalige
TU-Studentin Antje Romeike im Rahmen ihrer Master-Arbeit im
TU-Master-Studiengang Bildungswissenschaft, der bis 2010
Bildungsmanagement hieß, im Auftrag des VDI entwickelt hat. Er soll
nun von der Senatsverwaltung für Jugend, Bildung und Wissenschaft
veröffentlicht und an den Schulen verteilt werden. Wissenschaftlich
betreut wurde die Arbeit von Prof. Dr. Angela Ittel, Leiterin des
TU-Fachgebiets Pädagogische Psychologie am Institut für
Erziehungswissenschaft, Fakultät I Geisteswissenschaften.
In den letzten Jahren sei der technische und naturwissenschaftliche
Unterricht dramatisch reduziert worden, kritisierte der VDI in einer
Studie. Es fehle auch eine bundesweit harmonisierte Bildungspolitik,
schon um Mobilität zu unterstützen, auch zwischen den Ländern
Berlin und Brandenburg. Was die schulische Technikbildung angeht,
zeigt die bundesrepublikanische Schullandschaft einen bunten
Flickenteppich: An Gymnasien existiert lediglich in
Mecklenburg-Vorpommern ein eigenständiges Fach Technik für die 5.
und 6. Klasse, an Gesamtschulen nur in Niedersachsen,
Nordrhein-Westfalen und Sachsen bis zur Sekundarstufe II. In Berlin,
Brandenburg, Bremen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und
Schleswig-Holstein gibt es in keiner Klassenstufe und keinem Schultyp
ein eigenständiges Fach Technik. Immerhin hatte die Berliner
Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung unter
Senator E. Jürgen Zöllner die Einführung des Faches „Wirtschaft
– Arbeit – Technik – WAT“ für die Berliner Integrierten
Sekundarschulen beschlossen. Dieses ist aber noch nicht mit
entsprechenden Curricula und Handreichungen für die Lehrerschaft
hinterlegt. Diese Lücke will der Modulkatalog von Antje Romeike
füllen. Er bietet Übungen, Arbeitsblätter und Unterrichtsideen zum
Thema „Regenerative Energien“ für Lehrerinnen und Lehrer.
„Sowohl mit dem Berliner Senat als auch mit dem Brandenburger
Bildungsministerium haben wir Kooperationsvereinbarungen geschlossen
und unsere Unterstützung der Schulen zugesagt“, so Siegfried
Brandt. „Denn so gut gemeint und hoch qualifiziert viele
außerschulische Aktivitäten auch sind, sie dürfen nicht dazu
dienen, die Schulverwaltung von der Verantwortung zu entlasten,
Konzepte für qualifizierten Unterricht zu entwickeln.
Fünf Kompetenzziele für den Technikunterricht
Auch die Lehrerbildung muss in diesem Fach
forciert werden.“ Oft nämlich werden technische Themen aus Mangel
an Fachlehrkräften auch von fachfremden Lehrern unterrichtet. Um das
Thema jedoch in die Schulen zu bekommen, bedarf es neben dem
technischen Know-how auch eines pädagogischen Konzeptes. So kam es zu
der intensiven Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Psychologie der
TU Berlin und zur Entwicklung des Modulkataloges von Antje Romeike.
„Auf diese Weise bleibt der Kooperationsvertrag kein Papiertiger“,
freut sich der Ingenieur Siegfried Brandt, „wir haben ihn mit Leben
gefüllt.“ Der Modulkatalog unterstützt auch ein Konzept, das unter
anderem fünf Kompetenzziele für einen technikorientierten Unterricht
präzisiert: Technik verstehen (Zielorientierung und Funktionen,
Begriffe, Strukturen, Prinzipien der Technik kennen und anwenden),
Technik konstruieren und herstellen (planen, entwerfen, fertigen,
testen), Technik nutzen (Lösungen auswählen, fach- und
sicherheitsgerecht anwenden, entsorgen), Technik bewerten
(Einschätzungen unter historischer, ökologischer, wirtschaftlicher,
sozialer sowie humaner Perspektive), Technik kommunizieren
(Informationen sach-, fach- und zielgruppengerecht erschließen und
austauschen). Diese Kompetenzen sollen eingebettet werden in die
Handlungsfelder „Arbeit und Produktion“, „Bauen und Wohnen“,
„Transport und Verkehr“, „Versorgung und Entsorgung“,
„Information und Kommunikation“, „Haushalt und Freizeit“.
„Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit dem
VDI,“ so Angela Ittel. Sie stellt den gesellschaftspsychologischen
Aspekt dar: „Denn um technische Bildung in den Schulen fest zu
verankern, muss sich ihr Ansehen so wandeln, dass die Erlangung dieser
Kompetenzen überhaupt erstrebenswert ist, parallel zum humanistischen
Bildungsideal.“ Die Jugend sei nicht „per se“ technikfeindlich,
führt sie aus. „Doch Technik ist zunehmend hoch spezialisiert, sie
eilt uns voraus und die Gesellschaft ist nicht so schnell, ihre
Entwicklungen angemessen zu kommunizieren und Multiplikatoren
auszubilden.“ Doch Eile ist geboten. „Aktuell fehlen etwa 70 000
Ingenieure in Deutschland, damit gehen der deutschen Wirtschaft etwa
acht Milliarden Euro an Wertschöpfung jährlich verloren“, rechnet
Brandt vor.
"TU intern" November 2012
- Online-Inhaltsverzeichnis [2]
- Hochschulzeitung "TU intern" - November 2012 [3]
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