Inhalt des Dokuments
Dorothee Brantz über das „Parlament der Bäume“ im Gedenkjahr zum Berliner Mauerfall
- Dorothee Brantz leitet das TU-Center for Metropolitan Studies
[1]
- © TU Berlin/PR/Ulrich Dahl
Frau
Prof. Dr. Brantz, die Veranstaltung „Bäume – Stadt – Räume.
Erleben, erzählen, erinnern in Berlin und Europa“ am 6. November an
der TU Berlin ist der Schlusspunkt eines Projektseminars des
Masterstudiengangs Historische Urbanistik. Worum ging es in diesem
Projektseminar?
Die Studierenden setzten sich mit einem
für die Berliner Geschichte wichtigen Ort auseinander – mit dem
Parlament der Bäume. Der Aktionskünstler Ben Wagin pflanzte in den
1990er-Jahren Bäume und schuf diesen Erinnerungsort. Seminar und
Veranstaltung sind also ein Beitrag der TU Berlin zu 30 Jahren
Mauerfall.
Warum genau dieser Ort?
Weil er besonders
ist. Hier zeigt sich, wie Vergangenheit und Gegenwart zusammenhängen:
2019 begehen wir den 80. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten
Weltkrieges. 1945 fand am heutigen Ort des Parlaments der Bäume der
Endkampf um Berlin statt. Während des Kalten Krieges verlief hier der
Todesstreifen und heute erstreckt sich dort das Regierungsviertel.
Viele Orte in Berlin erinnern entweder an den Zweiten Weltkrieg oder
an die Mauer. Das Parlament der Bäume, dieses Ensemble aus Kunst und
Natur, verbindet diese Ereignisse auf einzigartige Weise. Die Berliner
Mauer ist ohne den Zweiten Weltkrieg und den daraus folgenden Kalten
Krieg nicht zu denken. Das Parlament der Bäume präsentiert nahezu
idealtypisch meine Idee von Stadtforschung, die immer versucht,
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammenzubringen.
Worin besteht der Aspekt der Zukunft bei diesem
Ort?
Er steht mittlerweile unter Denkmalschutz, aber
seine zukünftige Finanzierung ist unklar. Von Seiten des Senats gibt
es ein Bekenntnis zu diesem Ort, ihn der Öffentlichkeit zugänglicher
zu machen. In unserem Projektseminar ging es um die Frage, was dieser
öffentliche Zugang bedeuten könnte.
Was haben Bäume mit Geschichte einerseits und
Zukunftsvisionen andererseits zu tun?
Die Bäume an
diesem Ort, die meist von bedeutenden Persönlichkeiten gepflanzt
wurden, symbolisieren zum einen, wie man Krieg und Gewalt etwas
entgegensetzen kann. Sie wurzeln in der Vergangenheit und weisen über
die Lebenszeit eines Menschen hinaus in die Zukunft, sind mit Hoffnung
verbunden. Zum anderen sind Bäume Teil des Ökosystems und bestimmen
somit auch die ökologische Zukunft unserer Stadt. Diese Themen haben
die Studierenden in unterschiedlichen Ausstellungsideen umgesetzt, die
in Verbindung mit einem Symposium und einer Podiumsdiskussion am
6. November einem breiten Publikum vorgestellt werden sollen.
Das Interview führte Sybille Nitsche
„Bäume – Stadt – Räume. Erleben, erzählen, erinnern in
Berlin und Europa“, Symposium und Ausstellung, 6. November 2019,
16–21 Uhr, Lichthof und Hörsaal H 2035
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