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Schnellere magnetische Datenspeicher möglich
Einen
überraschenden Effekt bei der Entmagnetisierung von ferromagnetischen
Stoffen haben jetzt Forscher aus der TU Berlin, von DESY und der
Universität Paris am Freie-Elektronen-Laser FLASH ausgemacht.
Elektronen können sich blitzschnell zwischen Bereichen mit
verschiedener Magnetisierung hin- und herbewegen und so die
Entmagnetisierung des Materials beeinflussen, fand das Forscherteam um
Prof. Dr. Stefan Eisebitt von der TU Berlin heraus. Dieser Effekt
könnte bei der Verkleinerung von magnetischen Speichern eine
entscheidende Rolle spielen. „Optische Demagnetisierung ist das mit
Abstand schnellste Verfahren, um lokal die Magnetisierung zu ändern,
und diese wiederum ist die Grundlage von magnetischer
Datenspeicherung“, erklärt Eisebitt. „Optische Verfahren könnten
deshalb helfen, magnetische Speicher zukünftig schneller zu
machen.“ Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse in
der aktuellen Ausgabe des Magazins „Nature Communications“ (DOI
10.1038/ncomms2108).
Auf die Spur gekommen sind sie dem
Effekt bei Experimenten zu einem Phänomen, das schon seit fast 20
Jahren ein heißes Forschungsthema ist: Seitdem ist bekannt, dass man
Ferromagneten wie magnetisiertes Eisen durch Einstrahlung von
Laserlichtpulsen extrem schnell entmagnetisieren kann. In wenigen 100
Femtosekunden (eine Femtosekunde ist der milliardste Teil einer
Millionstel Sekunde) bricht die Magnetisierung zusammen, und der
Ferromagnet wird unmagnetisch. Die Magnetisierung baut sich dann
wieder auf. „Beim Beschuss mit Laserlicht können freigesetzte
Elektronen, die durch das Material flitzen, die Domänengrenzen
überwinden und sozusagen ‘die Seite wechseln’. So gelangen sie
aus einer Domäne in eine andersherum magnetisierte Domäne. Dort
tragen sie dazu bei, die lokale Magnetisierung zu zerstören“,
erklärt der Erstautor der Veröffentlichung Bastian Pfau von der TU
Berlin. „Auf diese Weise entsteht in Materialien mit
nanometer-kleinen Domänen eine zusätzliche Möglichkeit der
Demagnetisierung, sobald die Elektronen durch den Laserbeschuss
beweglicher werden.“ Ein solches Wechselspiel wurde zwar bereits
vermutet, ist bisher aber nie beobachtet worden.
Voraussetzung für diese Art der Entmagnetisierung ist, dass das
Grundmaterial in magnetische Domänen aufgeteilt ist – der
Normalfall bei Ferromagneten. So besteht ein unmagnetisierter
Eisenstab aus vielen mikroskopisch kleinen Bereichen, innerhalb derer
die Magnetisierung zwar gleich ausgerichtet ist; die Magnetisierung
dieser Minibereiche zueinander ist jedoch beliebig. Wird der Eisenstab
magnetisiert, zum Beispiel indem von außen ein magnetisches Feld
angelegt wird, dann richten sich die Magnetfelder der einzelnen
Domänen parallel aus. „Das magnetische Moment wird dabei zu großen
Teilen durch den Spin, die Eigenrotation, der Elektronen getragen“,
erklärt DESY-Forscher Dr. Leonard Müller.
Die Experimente
führten die Forscher, die außer von der TU Berlin und DESY vom
Helmholtz-Zentrum Berlin, von den Universitäten Hamburg und Paris
sowie sechs weiteren Forschungseinrichtungen kommen, an DESYs
Freie-Elektronen-Laser FLASH in Hamburg durch.
"TU intern" Dezember 2012
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