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Forscher haben untersucht, vor welchen Hürden die Energiewende steht. Die Liste ist lang
- Das Netz hinkt dem Ausbau der erneuerbaren Energien hinterher
[1]
- © TU Berlin/Pressestelle/Ulrich Dahl
Am
Netzausbau wird sich entscheiden, ob die Energiewende gelingt“, sagt
Dörte Ohlhorst, Politikwissenschaftlerin am Zentrum Technik und
Gesellschaft der TU Berlin. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen vom
Forschungsprojekt „Restriktionen im Netzausbau“ (ReNet)
analysierten, welche ökonomischen, technischen,
rechtlich-politischen, planerischen und sozialen Restriktionen den
Netzausbau behindern. „Ein planerisches Problem ist zum Beispiel,
dass der Bau neuer Windkraftparks, Solarfelder und Biogasanlagen zu
wenig mit dem Netzausbau koordiniert wird“, so Ohlhorst. Vielmehr
stagniert der Trassenneubau, während der Bau neuer Windparks und
Fotovoltaikanlagen weitergeht. Den Ausbau der erneuerbaren Energien
deshalb zu drosseln und an den schleppenden Netzausbau anzupassen, wie
von der deutschen Energieagentur vorgeschlagen, sieht Dörte Ohlhorst
jedoch kritisch. „Damit würde der Druck auf die Netzbetreiber
sinken und die Energiewende weiter ausgebremst“, warnt sie.
Unstrittig ist, dass die Energiewende für die
Übertragungsnetzbetreiber viele ökonomische Unwägbarkeiten mit sich
bringt. Diese argumentieren, dass die Investitionsbedingungen für den
milliardenschweren Neu- und Ausbau sowie die Modernisierung der
Leitungen nicht rentabel seien. Schon heute läge – laut
Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft – die Netzrendite
unter dem internationalen Durchschnitt. Die Bundesnetzagentur
wiederum, die die Tarife für die Durchleitung von Strom und Gas
genehmigt, argumentiert, die Rendite sei ausreichend.
Zu
den ökonomischen Hemmnissen treten technische Hürden: Vorhandene
Leitungen sind schneller umzurüsten und zu modernisieren, als Trassen
neu zu bauen, „aber gemessen am Leistungszuwachs muss die Umrüstung
nicht unbedingt kostengünstiger sein“, gibt Ohlhorst zu bedenken.
Auf der politischen Ebene bremst der bundesdeutsche Föderalismus die
Energiewende. Ohlhorst: „Die zersplitterten Zuständigkeiten und
unterschiedlichen rechtlichen Vorgaben in jedem einzelnen Bundesland
sind für ein überregionales Infrastrukturvorhaben wie den Netzausbau
kontraproduktiv.“ Deshalb sieht sie eine zentrale Herausforderung
der Energiewende darin, die vielen regionalen und kommunalen Vorhaben
zu koordinieren und auf eine Optimierung des Gesamtsystems
auszurichten.
Die Skepsis der Bevölkerung gegen den Netzausbau
ist ein weiteres Problem. „Widerspruch erhebt sich vor allem dort,
wo keine Erdverkabelung vorgesehen ist, die Hochspannungsleitungen
nahe an Wohngebieten geplant sind – gefordert wird ein
Mindestabstand von 200 bis 400 Metern –, und in Regionen, die
bereits durch Infrastrukturprojekte wie Autobahnen oder ICE-Trassen
belastet sind“, weiß Ohlhorst. Die Gründe für die fehlende
Akzeptanz des Netzausbaus sind vielfältig: Die Menschen befürchten
neben gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Elektro-Smog auch
einen Wertverlust ihrer Immobilien. Und gegen die von der Bevölkerung
favorisierten Erdkabel sprechen für Experten die im Vergleich
höheren Kosten.
Das Buch „Netze als Rückgrat
der Energiewende – Hemmnisse für die Integration erneuerbarer
Energien in Strom-, Gas- und Wärmenetze“ ist im Universitätsverlag
der TU Berlin erschienen. ISBN: 978-3-7983-2471-8
opus.kobv.de/tuberlin/volltexte/2012/3730 [2]
"TU intern" Dezember 2012
- Online-Inhaltsverzeichnis [3]
- Hochschulzeitung "TU intern" - Dezember 2012 [4]
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