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Einstein-Junior-Fellow Bettina Albers will mit Mathematik Baugrunduntersuchungen verbessern
- Geomechanikerin Bettina Albers im Labor
[1]
- © TU Berlin/Pressestelle/Ulrich Dahl
Der
Turm von Pisa ist schief, weil sich sein Untergrund aus Lehm, Schluff
und Sand verformt. Dies macht ihn weltweit berühmt. Sackt das
Eigenheim am Rande Berlins mit den Jahren ab, wird es sicher nicht zur
Touristenattraktion, sondern zum Ärgernis. Damit dies nicht
geschieht, gibt es die Baugrunduntersuchung. Übliche Maßnahmen sind
Schürfe und Bohrungen. Um Aufschlüsse über die Beschaffenheit des
toskanischen Bodens unter dem berühmten Bauwerk zu erhalten, wurde
allerdings nicht gebohrt, sondern Schall ausgesandt. Dr.-Ing. Bettina
Albers vom Fachgebiet Grundbau und Bodenmechanik an der TU Berlin ist
an solchen Untersuchungen beteiligt. Denn sie leistet die
Grundlagenforschung zur Entwicklung zerstörungsfreier Prüfverfahren
und analysiert akustische Wellen in gesättigten und teilgesättigten
Böden.
Bettina Albers ist ab dem 1. Oktober 2012 für drei
Jahre Einstein-Junior-Fellow an der TU Berlin; ihre Stelle, eine
studentische Hilfskraft und Sachmittel finanziert die Einstein
Stiftung. Mit dieser Förderung plant sie ein Modell zu entwickeln,
das zuverlässige Rückschlüsse auf die Eigenschaften wie Porosität
und Standfestigkeit des Bodens ermöglichen soll. Dabei betritt sie
wissenschaftliches Neuland, weil sie sich mit den in dem Bereich
bislang vorgenommenen Vereinfachungen nicht zufriedengibt.
Elf DIN-Norm-klassifizierte Bodenarten wie Schluff, Lehm und Sand
hat die Geomechanikerin in der Vergangenheit untersucht. Diese waren
teilgesättigt, das heißt, sie bestanden aus Feststoff, Flüssigkeit
und Luft. Bettina Albers spricht von drei longitudinalen Wellen: Die
erste sei vergleichbar mit derjenigen, die auch in Feststoffen
auftritt, die zweite sei hauptsächlich durch die Flüssigkeit
bestimmt und die dritte entstehe durch die Oberflächenspannung
zwischen Luftblasen und Wasser. „Für jede der elf Boden- arten habe
ich angegeben, wie sich die drei Wellen abhängig von der Frequenz und
vom Sättigungsgrad verhalten.“ In ihrer Habilitationsschrift hatte
sie dazu ein sogenanntes kontinuumsmechanisches Modell formuliert, auf
dem die weitere Forschung aufbauen soll.
Um noch genauere
Angaben zu den Bodeneigenschaften aus ihrem Modell ableiten zu
können, soll mit Mathematikern nun ein „Hysterese-Operator“ in
das Modell integriert werden, der bisher vernachlässigte
Eigenschaften der Oberflächen- beziehungsweise Kapillarspannung
berücksichtigt. „Je nach Ausgangssituation hat der gleiche
Sättigungsgrad unterschiedliche Auswirkungen auf die Geschwindigkeit
und die Dämpfung der Wellen“, sagt Bettina Albers. Der
Kapillardruck sei davon abhängig, ob ein trockener Boden
durchfeuchtet oder ob aus einem gesättigten Boden Wasser abgepumpt
würde, erklärt sie. In der Literatur gibt es dafür noch kein
Rechenmodell, sondern lediglich ein paar verstreute empirische Daten.
Nun möchte die Wissenschaftlerin Abhilfe schaffen und ihr
Kontinuum-Modell mit Hilfe der Einstein Stiftung an der TU Berlin
weiterentwickeln. Die Anwendungsbereiche dieser Forschung reichen von
verbesserten Baugrunduntersuchungen bis hin zur Vorhersage von
Erdrutschen.
"TU intern" November 2012
- Online-Inhaltsverzeichnis [2]
- Hochschulzeitung "TU intern" - November 2012 [3]
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