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TU-Forscher untersuchen die Manövrierbarkeit von Schiffen
- Havarie eines Öltankers im Bosporus/Türkei 1994
[1]
- © Greenpeace
Mehr als 90 Prozent aller Waren werden weltweit
mit Schiffen auf den Meeren transportiert. Fahrgastschiffe, Schiffe
zur Energie- und Rohstoffversorgung aus dem Meer oder solche für
weitere Spezialaufgaben kommen hinzu. „Für den sicheren und
wirtschaftlichen Schiffsbetrieb ist daher eine Grundvoraussetzung, die
Manövrierbarkeit gewährleisten zu können“, sagt Prof. Dr.-Ing.
Andrés Cura Hochbaum, der das TU-Fachgebiet Dynamik Maritimer Systeme
leitet. „Manöver wie Kurshalten oder Ausweichen in schwierigen
Situationen können entscheidend sein, um Kollisionen und die häufig
damit verbundenen Umweltkatastrophen zu vermeiden.“ Dringender denn
je seien daher genaue Vorhersagen über die Manövriereigenschaften
von Schiffen. Nicht nur der Schiffsverkehr wachse nach wie vor,
sondern auch die Anforderungen an die Schiffe und deren Größe.
Die heutigen Vorhersagen der Manövrierbarkeit könnten durch
Maßstabseffekte beeinflusst sein, da sie meist auf Versuchen mit
Schiffsmodellen basieren. Diese Modellversuche können jedoch nicht
alle physikalischen Ähnlichkeiten abbilden. Dies wird als mögliche
Ursache für unzureichend genaue Vorhersagen angesehen. Die ITTC, die
weltweite Vereinigung der Schiffbau-Versuchsanstalten, plädiert in
den letzten Jahren verstärkt dafür, den Einfluss dieser
Maßstabseffekte zu untersuchen und zu klären. Gerade durch die
modernen Schiffsformen und zunehmenden Schiffsgrößen steigt auch die
Brisanz dieser Thematik.
Vor diesem Hintergrund begann Ende
2011 das Verbundforschungsvorhaben „Maßstabseffekte und
Umwelteinflüsse bei der Vorhersage des Manövrierverhaltens
seegehender Schiffe“ (PREMAN), das vom Bundeswirtschaftsministerium
gefördert wird. Neben der TU Berlin sind die Hamburgische
Schiffbau-Versuchsanstalt (HSVA) und die Universität Duisburg-Essen
als Projektpartner eingebunden. Neben der Klärung der
Maßstabseffekte ist Hauptziel des Projektes eine signifikante
Verbesserung der numerischen Methoden zur Manövriervorhersage. Dank
der Unterstützung zweier Reedereien können die Forscher sogar
Messungen an zwei realen Schiffen auf offener See durchführen.
Im Teilvorhaben der TU Berlin „Verbesserung der Vorhersage
des Manövrierverhaltens von Schiffen auf der Basis von virtuellen
gefesselten Versuchen“ (CAPTIVMAN), das mit 400 000 Euro gefördert
wird, werden die Forscher um Professor Cura Hochbaum die
Manövriervorhersagen basierend auf numerischen Strömungssimulationen
(CFD) sowie auf Versuchen mit gefesselten Schiffsmodellen
weiterentwickeln. Diese Form der Versuche, die der Bestimmung der
Kräfte am Rumpf dient, wird im Projekt CAPTIVMAN erstmalig in
virtueller Form am Rechner mit freier Wasseroberfläche und unter
Berücksichtigung der dynamischen Veränderung der Schwimmlage
simuliert. Zudem werden die Rollbewegung des Schiffes während des
Manövers sowie Umwelteinflüsse wie Wind, Strömung und Seegang
betrachtet. Dies stellt einen deutlichen Fortschritt dar. „Diese
Vorgehensweise wird weltweit erstmals eine Prognose direkt für die
Großausführung eines Schiffes ermöglichen“, so Cura
Hochbaum.
Rechnen gegen die Ölpest?
[2]
- © DFG
Gemeinsam mit dem Deutschen Bundestag hat die
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Ausstellung „Von der Idee
zur Erkenntnis“ konzipiert. Sie stellt zehn herausragende
Forschungsprojekte vor, ausgewählt aus jährlich 20 000 Projekten,
die die DFG als größter Forschungsförderer in Deutschland im Rahmen
der Einzelförderung unterstützt. Eines davon ist „SOS“, das
Projekt „Seegangsunabhängiger Ölskimmer“, das ein Team um Prof.
Dr.-Ing. Günther Clauss aus dem Institut für Land- und Seeverkehr
der TU Berlin von 2004 bis 2010 bearbeitet hat. Die weltweit
ungelöste Problematik von Ölunfällen aus Schiffshavarien mit
katastrophalen Folgen für Umwelt und Wirtschaft bildete den
Ausgangspunkt des Projekts. Die Bergung des ausgelaufenen Öls ist
technisch nach wie vor sehr schwierig. Ein Skimmersystem, das das
ausgelaufene Öl auch unter erschwerten Bedingungen, bei bis zu drei
Meter hohen Wellen, aus dem Wasser aufnehmen kann, soll Abhilfe
schaffen. Die Wissenschaftler entwickelten ein computergestütztes
Simulationsverfahren, das am Rechner verschiedene Schiffsvarianten,
Ölsorten, Seegänge oder Fahrgeschwindigkeiten testet, um die
Ölbekämpfung realitätsnah und effizient nachbilden zu können. Im
großen Seegangsbecken der TU Berlin wurden die Ergebnisse im
Modellversuch nachgeprüft.
Die Ausstellungsprojekte – vom
Nutzen der Mangrovenwälder für das Klima über Bienenroboter zur
Entschlüsselung komplizierter Kommunikationsformen von Insekten bis
hin zur Sensorenentwicklung in der Nanowelt – zeigen die Vielfalt
aktueller Forschung und die kreativen Lösungswege der Wissenschaft.
Die Ausstellung startete im Berliner Paul-Löbe-Haus am 7. März 2012
und ist nun auf Wanderschaft durch die Bundesländer.
www.dfg.de/idee_erkenntnis [3]
www.marsys.tu-berlin.de [4] (Forschungsprojekt)
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