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Volker Schmid kreiert eine neue Formensprache für Tragwerke
- Raffinierte Verbindung: Beim Paul-Klee-Zentrum in Bern wurden wellenförmige Stahlträger mit einer Glas-und-Holz-Konstruktion kombiniert
- © Zentrum Paul Klee/Erwin Schenk
Sei es das Paul-Klee-Zentrum des Architekten Renzo Piano in Bern oder das schottische Parlament in Edinburgh von Henrique Mirailles - bei all diesen anspruchsvollen Projekten leitete Volker Schmid die Planung der Tragwerke. Und auch bei den überdimensionalen Fußballschuhen, aufgestellt zwischen Kanzleramt und Berliner Hauptbahnhof zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006, hatte Volker Schmid die Hände im Spiel.
So unterschiedlich diese Bauwerke und Skulpturen sein mögen, ihnen ist gemeinsam, dass es sogenannte Hybridkonstruktionen sind, Konstruktionen, bei denen unterschiedliche Materialien miteinander verbunden werden. Beim Paul-Klee-Zentrum zum Beispiel, einem Museumsbau, wurden wellenförmige Stahlträger auf raffinierte Weise mit Glas und Holz kombiniert, und bei den Fußballschuhen wurde nach dem Sandwichprinzip ein Schaumstoffkern mit Deckschichten aus glasfaserverstärktem Kunststoff verbunden. "Jedes Material hat besondere Eigenschaften und ist deshalb für bestimmte Aufgaben mehr oder weniger gut geeignet", sagt Schmid, der als neu berufener Professor an der TU Berlin das Fachgebiet "Entwerfen und Konstruieren - Verbundstrukturen" leitet und zuvor in London bei dem renommierten Ingenieurbüro "Arup" zu dem Thema der hybriden Bauweise forschte. Die Kombination von verschiedenen Materialien ermöglicht es, so zu bauen, dass die Werkstoffe entsprechend ihren Eigenschaften optimal eingesetzt werden. "Die intelligente Verbindung unterschiedlicher Werkstoffe zu hybriden Tragwerken führt zu hocheffizienten Strukturen und einer neuen Formensprache", sagt Volker Schmid. Diese spiegelt sich an der Mensa der Universität in Karlsruhe wider. Hier wurde das Tragwerk aus Holz mit Polyurethan bestrichen, einer gummiartigen wasserabweisenden Schicht. "Holz und Polyurethan sind so noch nie zusammen verwendet worden. Es entstand eine im Holzbau völlig neue Form", so Schmid.
An die Grenzen des bisher Machbaren ist der Bauingenieur auch bei der Konstruktion des Tragwerkes für das "Metropol Parasol" in Sevilla gegangen. Das Bauwerk ist eine Beschattungskonstruktion für einen Platz im Zentrum der Stadt und besteht aus sechs 27 Meter hohen Sonnenschirmen; entworfen von dem Architekten Jürgen Mayer H. Zwei der sechs Stämme sind aus Beton, das Restaurant in 20 Meter Höhe wird von Streben aus Stahl getragen, und die Schirme selbst sind aus Holz. Für die Verbindungen in der kühnen wabenartigen Holzkonstruktion der Schirme kommt das in der Betonbauweise gängige Vorspannprinzip zum Einsatz. Ein Novum. Auch bei der Verbindung zwischen Stahl und Beton probiert Schmid eine neue Methode aus, die sich der Laie als eine Art Stahlintarsie in Beton vorstellen kann. Schmid: "Die Herausforderung der Hybridbauweise besteht darin, die verschiedenen Werkstoffe materialgerecht miteinander zu verbinden." Genau das wird ein Schwerpunkt seiner Forschung sein.