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Oder „Auf der Suche nach der Geschichte“ – Bitte um Mithilfe
- Max Garbuny (im Bild markiert) wurde aufgrund seiner jüdischen Herkunft seine Promotionsurkunde verweigert. Für das Forschungsprojekt „Verfolgung und Zwangsarbeit an der TH Berlin während des Nationalsozialismus“ sucht das Zentrum für Antisemitismusforsch
[1]
- © privat
Ein Foto aus dem Jahre 1937: Angehörige
des physikalischen Instituts der Technischen Hochschule Berlin
während einer Exkursion. Zu sehen sind fröhliche, aber auch
nachdenkliche Gesichter. Eines davon gehört Max Garbuny.
Der am 22. November 1912 in Königsberg geborene Garbuny war
staatenloser Jude. Im April 1936 hatte er sein Studium der Physik an
der TH Berlin beendet und im Anschluss daran eine Doktorarbeit mit dem
Titel „Über das Kernmoment des Berylliums Be9“ begonnen. Dies war
für ihn keine Selbstverständlichkeit, denn ab 1933 wurden jüdische
Studierende und Angehörige des Lehrkörpers nach und nach aus dem
Wissenschaftsbetrieb gedrängt. Nur wenige konnten aufgrund von
Ausnahmebestimmungen vorerst bleiben, so auch Max Garbuny, den wegen
seiner Staatenlosigkeit das seit April 1937 bestehende
Promotionsverbot für Juden mit deutscher Staatsbürgerschaft nicht
betraf. Doch bald schon drohten Bestimmungen, die ihm den Abschluss
unmöglich machen konnten. Um das zu verhindern, setzten sich die
Professoren Hans Geiger, seit 1936 Direktor des Physikalischen
Instituts der TH Berlin, und Wilhelm Westphal dafür ein, dass Garbuny
die Prüfungen beschleunigt ablegen konnte. Am 20. Juni 1938 bestand
er die mündliche Doktorprüfung mit dem Prädikat „sehr gut“.
Doch trotz des guten Ergebnisses verhinderte der
Reichserziehungsminister die Aushändigung des Doktordiploms, denn
seit April 1938 bedurfte die Promotion von Ausländern – Staatenlose
wurden ähnlich behandelt – der Genehmigung des
Reichserziehungsministeriums. Ohne sein Diplom verließ Garbuny noch
im selben Jahr Deutschland und ging nach Amerika, wo er anfangs in
einer kleinen Firma in Milwaukee, dann als Dozent für Physik an der
Princeton University tätig war. Nach dem Krieg unternahm Garbuny
einen Versuch, um vielleicht doch noch sein Doktordiplom in Händen
halten zu können. Er wandte sich Anfang 1946 an das Office of
Military Government for Germany, das sich wiederum mit der TH Berlin
in Verbindung setzte. Zwar waren fast alle Promotionsunterlagen der
Hochschule in den Kriegswirren verloren gegangen, doch konnte Garbunys
ehemaliger Professor Westphal zur Rekonstruktion des Vorganges
beitragen. Mit Datum vom 22. November 1946 erhielt Garbuny das
Doktordiplom von der im April 1946 neu gegründeten Technischen
Universität Berlin-Charlottenburg, mit dem schriftlichen Zusatz, dass
ihm die TH Berlin bereits am 20. Juni 1938 den Titel des
Doktor-Ingenieurs verliehen hatte.
Garbuny blieb in Amerika
und arbeitete in der Forschungsabteilung der Westinghouse Electrical
Corporation in Pittsburgh. Oft berichtete er der Familie von seiner
Zeit in Berlin, vor allem auch von der Technischen Hochschule. Dort
habe es nicht nur Nationalsozialisten gegeben, sondern auch einige
wenige couragierte Menschen, die ihn, den Juden, unterstützt und
geschützt hätten: Neben den Professoren Geiger und Westphal auch
Kommilitonen, unter ihnen sogar drei Angehörige der NSDAP. Besonders
gern erzählte er, dass der Betreuer seiner Doktorarbeit für ihn nach
Abgabe derselben eine Feier organisiert hatte, obwohl dies nicht
ungefährlich war.
Für das Forschungsprojekt „Verfolgung
und Zwangsarbeit an der TH Berlin während des Nationalsozialismus“
am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin sind wir nun auf
der Suche nach der Geschichte um Max Garbuny und seine Unterstützer.
Auch Carole Garbuny Vogel, die Tochter von Max, der wir das Foto und
einige wichtige Details verdanken, möchte gern mehr über die
Umstände erfahren, in denen ihr Vater lebte. Melden Sie sich, sollten
Sie auf dem Foto jemanden erkennen oder etwas über diese Geschehnisse
berichten können. Vielleicht kann dann eines Tages die ganze
Geschichte, die hinter diesem Foto und seinen Personen steht, erzählt
werden. Sollten Sie in diesem speziellen Fall nicht weiterhelfen
können, jedoch eine ähnliche Geschichte aus der Zeit des
Nationalsozialismus an der TH Berlin zu berichten haben, melden Sie
sich bitte ebenfalls.
Kontakt: Dr. Carina Baganz
Zentrum für Antisemitismusforschung
Technische Universität
Berlin
Ernst-Reuter-Platz 7, 10587 Berlin
Tel.: 314-7 98
74
carina.baganz@tu-berlin.de [2]
"TU intern" Oktober 2012
- Online-Inhaltsverzeichnis [3]
- Hochschulzeitung "TU intern" - Oktober 2012 [4]
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